Die Wolkendecke war rechtzeitig aufgerissen, der Mond trat pünktlich in den Kernschatten der Erde ein – alles schien nach Plan zu laufen. Doch dann bemerkten wir, dass es auf dem Mond zu Ausschweifungen kam: Weiterlesen →
Die Wolkendecke war rechtzeitig aufgerissen, der Mond trat pünktlich in den Kernschatten der Erde ein – alles schien nach Plan zu laufen. Doch dann bemerkten wir, dass es auf dem Mond zu Ausschweifungen kam: Weiterlesen →
So sind wir nun mal gestrickt: Wir wollen einfache Antworten, auch, wenn die Dinge kompliziert sind. Auf diesem Bedürfnis fußt nicht nur der Erfolg einer millionenfach gekauften Boulevardzeitung, es erklärt auch, warum Bücher wie Hermans Eva-Prinzip oder Buebs Lob der Disziplin zu Bestsellern werden: Ob kinderarme Gesellschaft oder Disziplinlosigkeit der Jugend, wir mögen nicht lange über Ursachen grübeln oder gar neue Wege aus dem Dilemma ersinnen. Wir erinnern uns lieber, dass wir da mal ein Rezept hatten, wo haben wir’s doch gleich – ah, hier! Ganz unten in der Schublade. Zurück zur Hausfrauenehe! Zurück zur autoritären Erziehung!
Hat mal funktioniert – zu einer anderen Zeit, und eben nicht auf Dauer. Denn wären wir alle mit den alten Rezepten so glücklich gewesen, dann würden wir heute noch nach ihnen kochen, oder?
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Ich fand mich immer vorbildlich, weil ich nach ungewollt tiefen Einblicken in die Intensivmedizin eine Patientenverfügung samt Vorsorgevollmacht gemacht hatte. Heute bin ich nicht mehr so sicher. Werde ich das, was ich da festgelegt habe, immer noch so wollen, wenn es soweit ist?
Kann man wirklich eine Antwort geben, ohne ganz genau zu wissen, wie die Frage lautet? Eine Entscheidung über Leben und Tod treffen, ohne zu wissen, um welche Sorte Leben es gehen wird? Heute bestimmen, was morgen für mich noch Wert haben wird – und was nicht? Andererseits: Ist es legitim, die Last einer Entscheidung allein den Liebsten aufzubürden? Oder den Ärzten? Wenn die Lage hoffnungslos erscheint, beginnen Mediziner die Angehörigen nach letzten Wünschen zu fragen – auch, so habe ich es jedenfalls erlebt, aus eigener Hilflosigkeit.
Im April entscheidet der Bundestag über die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen. Der Nationale Ethikrat hat eine Stellungnahme vorgelegt, die mich nachdenklich gemacht hat. Wenn eine konkrete medizinische Situation eintritt, für die in einer Patientenverfügung Festlegungen getroffen sind, dann soll die Verfügung Vorrang gegenüber „Anzeichen von Lebenswillen“ haben. Im Klartext: Das Papier hätte mehr Gewicht als der Mensch, auch wenn der alles andere als lebensmüde wirkt?
Am dritten Tag erreichten wir unser Ziel – und das war höchste Zeit. Auf der El Colono, einem alterschwachen Kahn der chilenischen Schifffahrtsgesellschaft Transmarchilay, herrschten zu diesem Zeitpunkt bedenkliche hygienische Zustände: 200 Passagiere, ein gutes Dutzend Toiletten – und das Klopapier war bereits am zweiten Tag ausgegangen. Manchmal muss man Opfer bringen. Wir wollten ihn unbedingt sehen, den Nationalpark Laguna San Rafael, eine der berühmten Sehenswürdigkeiten auf halbem Wege von Patagonien nach Feuerland.
Treibende Eisberge kündeten seit dem Morgen davon, dass der Gletscher San Valentín nah war. Als er gegen Mittag in Sichtweite kam, stimmten unsere chilenischen Mitreisenden an Deck wie selbstverständlich die Nationalhymne an. Ein Freund aus Santiago, der unsere peinlich berührten Blicke sah, versuchte, uns das Nationalgefühl der Chilenen zu erklären: Es sei der Stolz eines Volkes, das die Diktatur aus eigener Kraft abgeschüttelt habe.
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Bis dahin charmanten Aufenthalt im Netz und viel Spaß bei der Recherche und beim Schreiben, wünscht mir der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Behörde, nachdem er mich auf kommende Woche vertröstet hat. Wie der Weiterleitungs-Historie zu entnehmen ist, bummelte meine Anfrage durch drei Abteilungen, bis schließlich Freitagmittag war – und das ist ja quasi schon mitten im Wochenende. Da geht nix mehr. Ich hoffe, dass Sie Verständnis dafür haben.
Es geht um nicht weniger als um eine offizielle Begründung für das Sperren von Webseiten im Zusammenhang mit dem so genannten Amokläufer von Emsdetten. Ich scheine mit der Frage nach der rechtlichen Grundlage den Ermittlern wertvolle Zeit zu stehlen. Die Zeit vor dem Feierabend reicht immerhin noch, um mir mitzuteilen, dass die Kollegen der Fachdienststelle zur Zeit mit der Abarbeitung des aktuellen Falles alle Hände voll zu tun haben. Inzwischen habe ich eine Auskunft anderweitig bekommen – vom Oberstaatsanwalt, über das gute alte Telefon.
Nur die oben zitierte Grußformel, die lässt mir irgendwie keine Ruhe. Ich kann mir nicht helfen – ich lese da:
Bis dahn viel Vergnügen beim Durchwaten dieses Dreck-Dingens namens Internet, in dem sich nur völlig durchgeknallte bloggende Amokläufer wohl fühlen können, man sollte das alles verbieten! Aber so war das ganz ganz bestimmt nicht gemeint.
Schon wieder das altbekannte Killer-Spiel: Direkt im Anschluss an einen jungen Menschen laufen Politiker Amok. Sparen jahrelang an der Betreuung für Schüler, lassen Klassenräume verkommen, Stellen unbesetzt, überforderte Lehrer im Stich und zeigen dann mit dem Finger auf Counterstrike und Internet und all das Teufelszeug.
Wird Zeit, dass die sich öfter mal vor den Rechner setzen und eine Weile SimPolitics spielen, bevor sie auf das echte Leben losgelassen werden.