Koch-Rezept

Merkel macht den Koch: Unterschriften sammeln gegen den EU-Beitritt der Türkei, damit ließen sich doch trefflich Stimmen fangen, denkt die CDU-Chefin derzeit laut über eine Kopie des dumpfen Fremdenangst-Wahlkampfes nach, mit dem Roland Koch in Hessen Erfolge feierte. CSU-Kollege Glos stilisiert den möglichen Beitritt gar zur „Schicksalsfrage“ für Deutschland. N-TV macht schon mal vor, auf welchen Reflex die Unionsstrategen spekulieren: Gegen die Türkei auf die Straße, titeln die Online-Kollegen heute ebenso ungenau wie entlarvend. Update 16.45 Uhr: Die Headline wurde mittlerweile geändert.
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Chinesische Mauer

80 Millionen Internetnutzer. Und jeden Tag werden es 50.000 mehr. Was für deutsche Verhältnisse nach flächendeckender Vernetzung klingt, ist für China noch immer ein Randphänomen. 80 Millionen, das sind dort gerade mal sieben Prozent der Bevölkerung. Tendenz steigend. Und damit wächst auch die Sorge der allmächtigen Partei vor „regierungsfeindlichen Umtrieben“. Das Internet birgt Gefahren für die Diktatur, und die reagiert „konsequent und brutal“, wie Stefan Niemann, China-Korrespondent der ARD, beim Tag des Online-Journalismus in Frankfurt berichtete: „Ich wurde ich Zeuge des Baus einer noch größeren chinesischen Mauer.“ An der staatlichen Firewall, die das Regime hochgezogen habe, hätten sich seither viele Chinesen verbrannt.
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Barrieren

Ergiebig war die Tagung – nicht nur, was die leibliche Versorgung angeht (das nebenstehende Bild möge exemplarisch die üppige Nachmittagstafel dokumentieren). Beim Tag des Onlinejournalismus, der heute in den Räumen des Hessischen Rundfunks stattfand, begann Stefan Niemann, China-Korrespondent der ARD, seinen Vortrag mit einem Eingeständnis: Ich komme etwas irritiert vom Mittagessen zurück: Ich habe bemerkt, dass ich nicht Ihre Sprache spreche. Schlagartig wurde mir bewusst, dass er nicht nur von den rund 70 Online-Journalisten (Journalistinnen waren in der verschwindenden Minderzahl) allgemein spricht, sondern im besonderen – von mir!
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Randfigur

Nach zweieinhalb Stunden Untergang schämt man sich fast für die zerdrückten Tränen – gegenüber den Millionen, für die der Albtraum real war und weitaus länger anhielt. Wir treten aus dem Kino, gehen Arm in Arm durch eine deutsche Straße in einer deutschen Stadt und schweigen beide das Gleiche: Das war hier! Hier und überall in Europa.
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Duft-Marke

Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an Richard Axel und Linda Buck (beide USA). Sie erhalten die Auszeichnung für die Aufklärung des Geruchssinns. Die Molekularbiologin Linda Buck hat bereits vor mehr als zehn Jahren eine große Familie von rund tausend (!) Genen entdeckt, von denen jedes einen anderen Riechrezeptor herstellt – und damit eine Erklärung dafür gefunden, warum der Mensch eine Vielzahl (nämlich um die 10.000) unterschiedlicher und auch zuvor fremder Gerüche wahrnimmt. Auch das vermag jedoch nichts daran zu ändern, dass unser Geruchssinn alles in allem erbärmlich ausgeprägt ist: Jede Sau riecht besser, wusste die Zeit schon 1997.