Weblogs, go print!

Manche Blogs sehen richtig schick aus – auch auf Papier. Andere kommen mit einem burschikosen Fließtextcharme aus dem Drucker. Egal. Hauptsache lesbar.
Ja, ich gestehe: Manchmal möchte ich Blogs offline zu mir nehmen. Weil ich zum Beispiel für die Bahnfahrt noch eine haptische Lektüre brauche, die Tageszeitung aber bereits durchgefleddert ist und ich den ganzen Tag nicht zum Bloglesen via Monitor gekommen bin. Für solche Gelegenheiten wäre es nett, wenn mir der Drucker die jüngsten Beiträge meiner Lieblingsblogs als kleines Kompendium für den Heimweg ausspucken würde, ohne dass ich alles einzeln ausdrucken muss.
Weiterlesen →

Wahre Größe

Als wir den Hund im Spätsommer 1988 zum ersten Mal sahen, waren wir entsetzt. Der lange Körper mit dem struppigen, staubfarbenen Fell stand auf vier spindeldürren Beinchen, der Schwanz drehte sich über ihrem Hinterteil kreisförmig in die Höhe, und aus dem weißen Gesicht schauten uns zwei riesige schwarze Augen an. Vor allem aber war sie so schrecklich… klein!

D. und ich, wir waren andere Kaliber gewohnt: Anka, Laika und auch Benny waren groß und kräftig gewesen – Hunde eben. Nun also dieses… diese… Chica. So hatte die in Spanien lebende Deutsche das Findelkind der Einfachheit halber gerufen, bevor sie ein neues Zuhause für sie suchte. Und wir, D. und ich, wir hatten am Telefon zugesagt, den Hund aufzunehmen. Ohne ihn je gesehen zu haben. Selber schuld.

Also, sie ist… ziemlich klein.
Nunja, sie ist ja auch noch ganz jung. Ein Jahr oder so.
Das heißt wohl, sie wächst nicht mehr?
Vermutlich nicht.

Wir seufzten und taten das einzig Mögliche: Wir breiteten die Arme aus und schlossen das merkwürdige Tier bedingungslos in unsere Herzen.
Weiterlesen →

Bananen-Blues

Die Designer und Designerinnen aus den USA, China, Dänemark, Italien, Deutschland, Holland, England und der Schweiz, die gerade gemeinsam einen offenen Brief an US-Präsident George Bush geschrieben haben, scheinen sensible Leute zu sein. So zeigen sie durchaus Verständnis dafür, dass die Tatsache, dass etwa 90 Prozent der menschlichen Gene mit denen einer Banane identisch sind, für manche Menschen eine gewisse Kränkung bedeutet.

Eine Entschuldigung für die These von Intelligent Design sei das aber noch lange nicht.

Krank

Alle paar Jahre werfen wir Tiere in Massengruben und schaufeln eilig mit Bulldozern Erde darüber. So normal sind diese Bilder geworden, dass wir nicht mal mehr darüber nachdenken, warum sie überhaupt nötig werden. Manchmal gewähren wir den armen Viechern nicht mal die Gnade, sie vorher zu töten.

Die Tiere werden erst gekeult, dann vergraben, hörte ich vor einigen Tagen den Sprecher eines TV-Beitrags lügen, während das Fernsehpublikum zugleich Hühner, Enten und Gänse in weißen Säcken zappeln sah, bevor sie in der Türkei verbuddelt wurden.

Gestern nannte es ein anderer Autor in den Nachrichten immerhin beim Namen: Lebendig begraben würden die Tiere. Barbarisch sei das.

Wenn ich uns so anschaue, die wir vor lauter Angst um unsere Gesundheit, unser Geld, unseren Job, unser Ansehen jegliches Mitgefühl mit der Kreatur verlieren – dann denk ich manchmal, wir hätten es nicht anders verdient.

Ausdrucksvermögen

Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Ich plädiere dafür, dass diese Warnung künftig nicht nur gegenüber Menschen in Polizeigewahrsam, sondern gegenüber allen zu fallen hat, die vor laufender Kamera befragt werden. Als Zusatz schlage ich vor: Und wehe, Sie drücken sich nicht allgemein verständlich aus. In diesem Fall behalten wir uns das Recht vor, Ihre Aussagen nach Belieben zu interpretieren. Oder Sie gleich für verrückt zu erklären.

Weiterlesen →

Riskantes Leben

Wer sich wiederholt sehenden Auges in Gefahr begibt, darf keinerlei solidarische Hilfe mehr erwarten, unkt vor allem die konservative Presse über den Fall Susanne Osthoff – und man wird das Gefühl nicht los, dass die Frau nicht nur für ihre unerhörte Abkehr vom christlichen Abendland abgestraft wird, sondern auch für ihre Weigerung, sich nach den Entführern auch von gewissen Medien lukrativ vermarkten zu lassen.

Legt man die gleichen Maßstäbe an das durchschnittliche Risikoverhalten eines Deutschen aus Gelsenkirchen oder Templin oder sonstwo in diesem Land an, dann müsste die Forderung wohl lauten: Wer trotz eindringlicher Warnungen weiterhin raucht oder säuft, darf keinerlei solidarische Hilfe erwarten – und muss für jegliche Behandlungskosten fortan alleine aufkommen.

Riskant leben auf Kosten der Gesellschaft – das praktizieren wir hierzulande mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass wir uns beim Fingerzeig auf andere eigentlich permanent an der Glasscheibe stoßen müssten.