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Jahrelang haben Verlage das Internet verschlafen, inzwischen verkünden sie ja landauf landab, dass hier die Zukunft liegt und sie deshalb hier ganz doll investieren werden. Wenn man sich aber anschaut, wohin das viele Geld gepumpt wird und welcher Bereich von dem ganzen Segen nichts oder kaum etwas abbekommt, dann scheint so manche „Online-Offensive“ vor allem eins: eine Schlagwort-Wolke mit wenig dahinter.

Millionen gehen in Technik, Entwicklerteams, in die Programierung von Plattformen, die (billige) Nutzerinhalte möglichst automatisiert aufbereiten. Gespart wird (weiterhin) an der Ecke, die es dringend nötig hätte: Journalistische Kompetenz scheint keine relevante Größe. So, wie in vielen Print-Redaktionen im Laufe der letzten Jahre immer mehr Korrespondentenstellen abgebaut, mehrtägige oder gar mehrwöchige Recherche nicht mehr bezahlt und immer mehr Eigenleistung durch Agenturtexte ersetzt wurden, so gilt für viele Webauftritte: Die Inhalte müssen nicht hochwertig sein. Hauptsache, sie lassen sich gut vertaggen.

Zwei Programmhinweise

…in Sachen Grimme Online Award
für heute, Sonntag, 24. Juni:

    16.30 Uhr, 3sat, „neues“.
    17 – 18 Uhr, Kulturradio des RBB: Zeitpunkte

Huch. So schnell wird man „Qualitätsmarktführer im Programmzeitschriftensegment“. Wahnsinn.

Mein Grimme

Grimme Online Award 2007 – Zusammenfassung (1 MB)
[flv:https://www.mogazin.de/wp-content/video/GOA.flv 320 240]
Laudatio (3,45 MB)
[flv:https://www.mogazin.de/wp-content/video/laudatio.flv 320 240]
Vorstellung (2,6 MB)
[flv:https://www.mogazin.de/wp-content/video/vorstellung.flv 320 240]
Dankeschön (4,3 MB)
[flv:https://www.mogazin.de/wp-content/video/danke.flv 320 240]

Wär ich Mäuschen in Marl …

… ich würde heute aus sicherer Entfernung dem Donnerwetter lauschen, das der vorzeitigen Bekanntgabe der Gewinner des Grimme Online Award folgen muss. Ehrlich gesagt: Die Freude darüber, für dieses Projekt ausgezeichnet zu werden, lässt sich inzwischen nur noch mühsam aufrechterhalten.

… dann scheint mir’s besser, die Beine auf dem Sofa zu strecken, und mit halbgeschlossenen Augen von Ewigkeiten zu träumen … und unsre blasierte Zeit und ihre Zustände gänzlich mit dem Rücken anzusehn.
Annette von Droste-Hülshoff

Update:
Lesen Sie schon heute die Pressemitteilung von morgen.

Danke!

Endlich – die Sperrfrist ist abgelaufen! Selten ist es mir so schwer gefallen, den Mund zu halten. Bis heute Mittag durfte ich nicht ausplaudern, dass
Nach 100 Jahren für den Grimme Online Award 2007 nominiert wurde.

Gerade ein halbes Jahr ist mein literarisches Web-Projekt alt – heute darf ich es in der Landesanstalt für Medien in Düsseldorf vorstellen, wo das Grimme-Institut in diesen Minuten die Nominierungen offiziell bekannt gibt. Nach 100 Jahren ist in den vergangenen Monaten fast täglich gewachsen: Rund 130 Auszüge aus Briefen der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff sind mittlerweile online, sortiert nach Adressat, Ort und Jahr, verschlagwortet und versehen mit mehr als 50 authentischen Kommentaren von Droste-Zeitgenossen sowie erläuternden Anmerkungen. Dazu gibt es Zusatzinformationen, etwa biografische Angaben zu den wichtigsten Protagonisten, ein Video über die Wohnorte der Dichterin, ein Rückblick auf den Briefverkehr zur Droste-Zeit und eine Karte mit Aufenthaltsorten.

Danke – für das Teilen einer Idee, den Ansporn, sie umzusetzen, für Unterstützung, Mitarbeit und Mit-Begeisterung, für Erwähnung und Verlinkung, für den Vorschlag beim Grimme-Institut (ich weiß inzwischen, wem ich das zu verdanken habe) – und für die Nominierung.

Wie ich mich fühle? Ausgezeichnet!

Am Rande des Universums

Konrad Zuse Friede, Freude und Buletten auf der re-publica? Ja. Zuwenig Streit? Stimmt. Abgesehen von den üblichen Sticheleien (vorzugsweise gegen Nicht-Anwesende) habe auch ich in meiner Konferenz-Ecke keine wirklich kontroversen Debatten erlebt. Ungefähr sechshundertachtzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die erste Reihe allzu oft unter sich schwadronieren lassen – aber wer kann sich schon darüber beschweren, ohne mit eigenen Nase zu kollidieren?

Alle siebenhundert werden nichtsdestotrotz in einen Topf geworfen, weil sie all die Millionen da draußen in einen Topf werfen. That’s Blogosphere. Ein jeder hält das Sonnensystem, in dem er kreist, für das ganze Universum.

Spätestens seit Freitagabend steht zumindest eines fest: Blogger können ebensolche Arschlöcher sein wie alle anderen. Wer hätte das gedacht?

Meine persönliche Second of Fame ist übrigens die neunte. . Update: Das Video wurde entfernt. Tja, jeder Ruhm ist flüchtig.