Kurz bevor die S-Bahn in die Station einfährt, springt das Mädchen auf, läuft zur Tür, drückt die Nase an die Scheibe. Bald gesellt sich die Mutter dazu, auch sie reckt den Hals, schaut nach draußen. Wer immer die beiden am nächsten Bahnhof abholt – er wird offenbar sehnsuchtvoll erwartet.
Langsam bremst der Zug ab.
Da! Da ist er! Das Mädchen zeigt aufgeregt nach draußen. Endlich kommt der Zug zum Stehen, die Mutter öffnet die Tür, die beiden drängeln sich ungeduldig aus dem Waggon.
Kein Mensch auf dem Bahnsteig. Nur ein kleiner Koffer, einsam auf einer Bank. Das Mädchen öffnet ihn, und eine Querflöte kommt zum Vorschein, die Nachmittagssonne lässt sie kurz aufblitzen. Mutter und Tochter umarmen sich, erleichtert, das vergessene Stück unversehrt wiedergefunden zu haben.
Siehst du, höre ich die Mutter noch sagen, bevor sich die Zugtür wieder schließt, so einen Koffer nimmt keiner mit. Da denkt jeder sofort an eine Bombe.
Frankfurt
…am Main!
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Vermutlich schwärme ich nicht das erste Mal von dem kleinen Paradies, das sich hinter unserem Haus ausbreitet. In den Wäldern und an den Seen lässt sich mehr Stress abbauen, als ich jemals haben werde – mehrmals die Woche treibe ich mich dort herum. Gestern hatte ich mal wieder die Kamera dabei.
Hier also für alle, die dringend eine Ablenkung brauchen, eine Auszeit von schweren Gedanken oder von anstrengender Schreibarbeit, von den Sorgen um Freunde oder von erschöpfenden Wortgefechten und von all den kleinen und großen Hiobsbotschaften des Lebens – und für alle, die uns längst mal wieder besuchen wollten:
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Es ist nirgends besser als daheim
Das sagt sich so leicht: Meine Heimat ist da, wo die Menschen sind, die ich liebe. Dabei hat dieses Reitz-Wort Heimat doch auch eine räumliche Komponente. Oder?
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Hinter vorgehaltener Hand
Zwischen den unvergessenen Jahren 1991 und 2002 war mein Zuhause ein ehemaliger Bauernhof in einem Fachwerkstädtchen im Taunus – in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Gebäude, das einst ein Wohnhaus von imposanter Größe gewesen war. Zu meiner Zeit wurde es längst als Geschäftshaus mit Laden im Erdgeschoss und Lagerräumen in den oberen Stockwerken genutzt – die Lage günstig, die Räumlichkeiten üppig – und die Besitzer vermögend.
Es hieß, dass Haus habe früher einer jüdischen Familie gehört. Es hieß, die jetzigen Besitzer hätten es irgendwann „übernommen“. Es hieß, der Verbleib der eigentlichen Eigentümer sei unbekannt.
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OP-Termin
Keine Lust
Der Frankfurter Dieter Engel macht während der Buchmesse kein Geschäft: Wie ich das so erlebe, wird während der Buchmesse abends beim Rotwein und bei den Empfängen viel darüber geredet, aber man schreitet dann nicht zur Tat.
Der Besitzer des Frankfurter Edel-Bordells Sudfass kommt zu dem Schluss: Intelligenz bumst nicht.
Nachtrag: Alles nicht wahr – behauptet einer meiner Kollegen, der über tiefgehende Kenntnisse des Frankfurter Lokalgeschehens verfügt und schon so manche Buchmesse überstanden hat. Hm.
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