Das selbstbewusste Auftreten ihres Verehrers scheint Luise von Gall zu imponieren. Es vergeht nicht viel mehr als eine Woche, bis sie Levin Schücking antwortet. Doch das Geplänkel wird getrübt: Luise muss eine sterbende Verwandte pflegen …
Staatsfeind Nummer eins
Unser Innenminister muss wieder einmal eine schlimme Nacht gehabt haben.
Schäuble, so vermeldet der Spiegel, will nicht nur einen Straftatbestand „Verschwörung“ einführen und „Gefährder“ „internieren“, sondern auch das „rechtliche Problem“ der gezielten Tötung von Verdächtigen durch den Staat klären lassen. Zitiert wird er mit folgendem Beispiel:
„Würde etwa Osama Bin Laden aufgespürt und stünde eine derartige Entscheidung an, wären die Rechtsfragen in Deutschland ‚völlig ungeklärt‘, so der Innenminister: ‚Wir sollten versuchen, solche Fragen möglichst präzise verfassungsrechtlich zu klären und Rechtsgrundlagen schaffen, die uns die nötigen Freiheiten im Kampf gegen den Terrorismus bieten.'“
Was meint der Mann? Der finale Rettungsschuss, mit dem Polizeibeamte Schaden von Dritten abwenden dürfen, kann es nicht sein – da gibt es kein rechtliches Problem. Will er die Todesstrafe einführen? Nein, auch das kann nicht gemeint sein – Schäuble spricht ja gar nicht von Verurteilten. Er will eine rechtliche Grundlage, um Verdächtige von Staats wegen töten zu lassen.
Verdächtige.
Es gibt sicher eine ganz einfache Erklärung dafür, dass unser Innenminister mit stetig steigender Geschwindigkeit am Rad dreht. Ich stelle mir das so vor: Schäuble ist in einer der letzten Nächte schweißgebadet erwacht, nachdem in seinem Albtraum Osama bin Laden auf dem Bahnhofsklo von Castrop-Rauxel gesichtet wurde. Die Beamten könnten ihn zwar stellen und verhaften, aber der Kerl hat ja wohl etwas anderes verdient als rechtstaatliche Behandlung in einer bundesdeutsche Zelle. Wer von uns, die wir uns täglich mehr im islamistischen Fadenkreuz verheddern, würde das bestreiten? Na also.
Also muss eine Sonderbehandlung eine rechtliche Grundlage zum sofortigen Abknallen auch ohne Not- oder Schadensabwehr her. Für Osama. Und all die anderen üblichen Verdächtigen. Denn, auch das haben wir vom Innenminister gelernt: Die Guten haben nichts zu befürchten, es trifft immer nur die Bösen. Ok, hier und da auch mal die, die dafür gehalten werden, wie dieser Bremer Talib na, dieser Murat, der mit dem langen Bart. Eben.
Zukunftsweisend finde ich Schäubles Idee, „Gefährdern“, die nicht abgeschoben werden können, den Umgang mit Internet und Handy einfach zu verbieten. Genial. Das würde auf einen Schlag die Vorratsdatenspeicherung und die Online-Durchsuchung überflüssig machen und nebenher auch noch für Vollbeschäftigung sorgen. Denn all die Bösewichter, die man mangels Beweisen nicht „internieren“ kann (diese lästige Regelung gilt zum Glück nur noch bis zur demnächst fälligen Aufhebung der Unschuldsvermutung), müssen ja Tag und Nacht beaufsichtigt werden.
Noch ein paar Nächte mit schlechten Träumen, und Herr Schäuble rettet uns umfassender den Arsch, als er sich das selbst vorstellen kann. Ab ins Bett, Wolfgang!
Alte Liebe II
Levin Schücking, der Schriftsteller auf Freiersfüßen, fühlt sich von der Reaktion Luise von Galls ermuntert und setzt sein briefliches Werben fort. Aber an der Bedingung, die seine Auserwählte stellt – wer innerhalb der Siebenjahresfrist einen anderen Partner findet, solle aus dem „Treueversprechen“ entbunden sein – hat er zu knabbern. Am 27. September 1842 schreibt er ihr:
Alte Liebe I
Kann man sich ineinander verlieben, bevor man sich persönlich begegnet ist? (Eine rhetorische Frage. Ich kenne die Antwort bereits.) Eine Beziehung, die auf Distanz beginnt, ist vielen suspekt – sie kann nicht ernsthaft, nicht von Dauer sein, und vor allem: Sie wird – gerade von Menschen, die sich wenig im Web bewegen – für eine irgendwie degenerative Erscheinung des virtuellen Zeitalters gehalten. Zu unserer Zeit hätte es das nicht gegeben.
Irrtum.
Ich musste eine Weile suchen, bis ich endlich ein Exemplar eines Buches in die Hände bekommen habe, das das Gegenteil beweist. Über die Online-Fernleihe (eine wunderbare Erfindung übrigens, zu meiner Zeit hat es das leider nicht gegeben) wurde ich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg fündig. Der Anlass war, man ahnt es, die Arbeit am Droste-Projekt, für das ich lediglich ein paar Hintergrundinformationen brauchte. Aber je mehr ich in dem Briefwechsel zwischen einem 28jährigen Juristen und einer um ein Jahr älteren Schriftstellerin las, umso mehr hat mich diese Liebesgeschichte bewegt. Sie beginnt im Spätsommer 1842.
Weiterlesen →
Hoffnungsschimmer
Ich bin sehr dafür, Frau Hilton einen festen Platz in Nachrichtensendungen zu geben. Wo? Mika Brzezinski von MSNBC hat da einen brauchbaren Vorschlag gemacht.
Grimme again
Hach. Ein letztes Mal noch. Dann wird nach vorn geschaut! :)
Beitrag in der ZDF-Mediathek