Der Tag, der die Welt veränderte ist eine bis zum Überdruss strapazierte Beschreibung. Wie sehr sie dennoch zutrifft, wird mir bewusst, wenn ich in Gedanken zu erklären versuche, was in den vergangenen fünf Jahren geschehen ist – jemanden, der den 11. September 2001 nicht mehr erlebt hat. Jemandem, der gestorben ist, als die Welt noch eine andere war.
Erst wenige Tage vor dem 11. September 2001 war ich von einer Print- in die Online-Redaktion gewechselt, kannte die Arbeitsabläufe noch nicht. An diesem Mittag ging ich nicht mit den anderen Kollegen in die Kantine; ich glaube, ich war damit beschäftigt, mich einzurichten, fehlende Programme zu installieren… Dann kam eine Rundmail aus der Chefredaktion: „In New York ist ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen. Nachrichten einschalten!“ Ich schaute mich um – in meinem neuen Büro gab es damals kein Fernsehgerät, und über eine TV-Karte verfügte lediglich der Rechner des Ressortleiters.
Ich ging ein Stockwerk tiefer in meine frühere Redaktion, wo der Fernseher bereits lief, und traf einen meiner Ex-Kollegen an. Er stand vor dem Gerät, die Hand vor dem Mund. Auf dem Bildschirm waren die Türme zu sehen und eine riesige Rauchwolke, die seitlich in den Himmel ragte. Ich fragte so etwas wie „Eine kleine Propellermaschine ist da reingeflogen, hab ich gehört?“ Natürlich hatte ich das so nicht gehört – aber es war das Bild, das ich wie selbstverständlich im Kopf hatte. Etwas anderes war schlicht nicht vorstellbar, damals.
In der Welt danach ist fast alles vorstellbar geworden.