Übern Berg

Sie kommen immer um die gleiche Zeit: Abends, wenn die Hitze nachlässt und der Himmel in dieses dunklere Blau rutscht, wird unsere Dachterrasse zum Versammlungsort der hiesigen Junikäfer. Ausgesprochen vertrauensselige Tierchen. Heute hat Misses Little einen der arglosen Brummer erwischt, als der Wahnsinnige direkt vor ihrer Katzennase Pirouetten drehte. Seither kenne ich mich mit Erster Hilfe bei Käfern bestens aus. Stabile Lage, Flügelrichten, Fühlermassage, eine eiligst eingerichtete Wassertränke auf der Fingerspitze – und die nächste Plage war gerettet.

Örtlich Bodennebel

Stellen wir uns folgende Situation vor: Ein Journalist fragt im Interview einen Politiker der FDP, ob es in einer schwarz-gelben Koalition eine Erhöhung der Mehrwertsteuer geben werde oder nicht.

Der Politiker reagiert folgendermaßen:
Gegenfrage: Schlagen Sie noch Ihre Frau?

Wie sollte der Journalist reagieren?
a) Beantworten Sie einfach meine Frage.
b) Das tut hier nichts zur Sache.
c) Nein. Da können Sie sie fragen.
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Krieg der Häkchen

Gänsefüßchen haben Hochkonjunktur.
Sie scheinen überall zu sein.
Geradezu beängstigend wird es, wenn ich an Bord eines Flugzeugs in einem Prospekt lesen muss: Wir wünschen Ihnen einen „guten Flug“. Für mich liest sich das nämlich so: „Hallo, lieber Fluggast, Sie wissen ja, der Ruf unserer Gesellschaft ist nicht gerade der Beste, also erwarten Sie nicht zu viel. Beschwerden bitte direkt in die dafür vorgesehene Spucktüte! Und jetzt heißt es: Anschnallen und beten!“
Der Zwiebelfisch über das grassierende Gänsefüßchen-Virus.

Fragen der Saison

– Lohnt es sich so kurz vor dem kalendarischen Sommeranfang noch, die Winterreifen wechseln zu lassen?
– Muss ich mir das Schreiben einer netten E-Mail ohne jeglichen Hintergedanken wirklich verkneifen, damit der Adressat nicht denkt, ich hätte einen Hintergedanken?
– Und stimmt es euch in NRW nicht bedenklich, dass der künftige Ministerpräsident immer von Nochrhein-Westfalen spricht?

Aus der Reihe Verkannte Spione

Heute: Die Stasi-Vase.
Ja, die gab es. Schwarz, bauchig, glänzend, mit einem weißen Emblem, auf dem eine rote Fahne am Lauf eines aufgestellten Maschinengewehrs im Wind flattert… romantisch.
Es gibt sie noch, ein Exemplar mindestens. Das steht im Wendemuseum in Los Angeles, wo drei junge Amerikaner Artefakte des Sozialismus ausstellen. Zwischen 20 Jahrgängen Neues Deutschland, Pionierhalstüchern, Bummi-Heftchen und dem Original-Tisch-Gong, mit dem die SED-Kreisleitung Brandenburg zu ihren Sitzungen rief, zeugt die Stasi-Vase dort von der lange unterschätzten Naturverbundenheit ostdeutscher Agenten.

Friedhofsfein

Heute zur Beerdigung, die erste seit fünf Jahren. Während ich eben meine schwarzen Schuhe ungewöhnlich lange und gründlich putze, kommt mir in den Sinn: Nicht mal im Angesicht des Todes lassen wir Äußerlichkeiten in den Hintergrund treten.