Statistik am eigenen Leib

Die meisten Unfälle passieren ja bekanntlich im Haushalt. Ich teste gerade, ob man den unfallfreien Zeitraum verlängern kann, indem man gleich mehrere unglückliche Zwischenfälle in einem Aufwasch erledigt.

Die roten Flecken am Bein stammen von dem brühheißen Kaffee, den ich mir übergoss, weil der Eisbeutel abgerutscht war, den ich mir auf die zuvor am Hängeschrank blutig geschlagene Stirn gelegt hatte.

(Man hat heutzutage viel zu selten Gelegenheit zum Plusquamperfekt.)

Kooperationen

Alle paar Monate wiederholt sich ein Ritual in den Redaktionsstuben:
Darf man dieses Video verbreiten?

„Das zeigen doch alle.“
„Und die, die es nicht zeigen, beschreiben es.“
„Also ist es albern, darauf zu verzichten.“
„Außerdem hat es dokumentarischen Wert.“

Am Ende spielen alle mit. Kaum jemand wagt, ausnahmsweise einmal nicht mitzubieten auf diesem Basar der Aufmerksamkeiten (und einigen ist es nicht mal peinlich, dabei im Brustton der Überzeugung zu behaupten, es ginge um die Aufklärung der Öffentlichkeit). Medien sind kalkulierbar. Terroristen können sich drauf verlassen.

Nachrichtenmaschine

Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass Tom Buhrow am Rücken einen Münzeinwurf-Schlitz hat und zwischen zwei Tagesthemen-Sendungen in einer Kammer neben dem ARD-Studio abgestellt wird.

Mondfinsternis

Mondfinsternis Mondfinsternis Mondfinsternis

Die Wolkendecke war rechtzeitig aufgerissen, der Mond trat pünktlich in den Kernschatten der Erde ein – alles schien nach Plan zu laufen. Doch dann bemerkten wir, dass es auf dem Mond zu Ausschweifungen kam: Weiterlesen →

Die Zauberformel wirkt nicht mehr*

So sind wir nun mal gestrickt: Wir wollen einfache Antworten, auch, wenn die Dinge kompliziert sind. Auf diesem Bedürfnis fußt nicht nur der Erfolg einer millionenfach gekauften Boulevardzeitung, es erklärt auch, warum Bücher wie Hermans Eva-Prinzip oder Buebs Lob der Disziplin zu Bestsellern werden: Ob kinderarme Gesellschaft oder Disziplinlosigkeit der Jugend, wir mögen nicht lange über Ursachen grübeln oder gar neue Wege aus dem Dilemma ersinnen. Wir erinnern uns lieber, dass wir da mal ein Rezept hatten, wo haben wir’s doch gleich – ah, hier! Ganz unten in der Schublade. Zurück zur Hausfrauenehe! Zurück zur autoritären Erziehung!

Hat mal funktioniert – zu einer anderen Zeit, und eben nicht auf Dauer. Denn wären wir alle mit den alten Rezepten so glücklich gewesen, dann würden wir heute noch nach ihnen kochen, oder?
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