Einblicke

Die Situation im Nahen Osten eskaliert mal wieder. Das tut sie ja gerne. Seit Jahrzehnten ist Gewalt im Nahen Osten eskaliert eine der am häufigsten verwendeten Floskel von Journalisten. Das Praktische an dieser Formulierung: Sie passt immer und ist neutral, denn es gibt kein handelndes Subjekt.

Heutzutage kann man auf vielen Wegen erfahren, was diese Eskalation im Alltag bedeutet. Blogger im Libanon und in Israel beschreiben ihre Lage:

Die Sirenen heulten wieder und wir rannten in den Flur. Es ist der einzige Ort in unserer Wohnung, der keine Wände, Fenster oder Türen nach außen hat. Wir hörten vier Raketenangriffe, zwei davon sehr nahe. Ich konnte nicht anders, ich brach in Tränen aus. Wenigstens waren die Sirenen diesmal vor den Bomben zu hören, so dass wir Zeit hatten, uns an einen sichereren Platz im Haus zurückzuziehen. Das einzige Geräusch, das ich jetzt höre, ist das der Krankenwagen. Carmia, Haifa

Keine Antibiotika, kein Strom, immer weniger Benzin. Kein Ausweg. Meine Neffen und Nichten schreien jedes Mal, wenn sie eine Bombe hören. Sie haben Angst zu sterben. Flüchtlinge aus dem Süden Beiruts und Libanons suchen überall Schutz, in öffentlichen Gärten, Schulen und leeren Gebäuden. Zadigvoltaire, Beirut

Lila zeigt, wie die Metallkugeln, von denen so viel die Rede ist, aussehen.

Darauf ein Kölsch

Upps – schon wieder neue Chefs. Soeben ist es offiziell: Die Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg hat die Mehrheitsanteile an der Frankfurter Rundschau gekauft – 50 Prozent plus eine Stimme. Was heißt das für uns? Fastnachtsdienstag künftig arbeitsfrei? Neuzugänge im Getränkeautomaten? Sicher ist: Alt- und Neu-Eigentümer sind sich einig, dass weitere Maßnahmen zur Kostensenkung in Frankfurt ergriffen werden müssten, um die Grundlage für den weiteren Bestand und künftigen publizistischen Erfolg des angesehenen Blattes zu sichern.

Na dann Prost.

Von der Büroklammer zum Eigenheim

Tausche Büroklammer gegen Füller gegen Türknauf gegen Campingkocher gegen Generator gegen Partyausstattung gegen Motorschlitten gegen eine Reise nach Yahk, British Columbia, gegen Lieferwagen gegen Plattenvertrag gegen ein Jahr in Phoenix, Arizona, gegen einen Nachmittag mit Alice Cooper gegen eine Schneekugel der Band KISS gegen eine Filmrolle gegen – ein Haus!

Kyle MacDonald hat’s geschafft: Der Kanadier tauschte ein Objekt in seinem Besitz jeweils gegen ein etwas Teureres ein. Nach 14 Tauschschritten können er und seine Freundin nun ihr eigenes Häuschen beziehen.

Die ganze Geschichte unter oneredpaperclip.blogspot.com, der Tauschhandel in Bildern bei flickr.com.

Beispielhaft

Seine Entscheidung zeigt, dass er den Fußball nicht genug liebt. Er ist ein schlechtes Beispiel für alle Führungskräfte. Andere Arbeitnehmer haben auch Familien. Aber hoch bezahlte Angestellte müssen nunmal mehr leisten. Der Entschluss von Klinsmann zeigt, dass seine Leidenschaft nicht allein dem Fußball gehört.

Na, das wird Frau Klinsmann aber sehr beruhigen, Herr Bruchhagen. Und nicht nur sie, wenn ich das bemerken darf. Mag ja sein, dass für erfolgreiche Führungskräfte, wie Sie das ganz sicher sind, ständige Abwesenheit das herausstechenste Merkmal ihres Familienlebens ist. Ihre Sache, und die Ihrer Familie. Aber Sie erwarten doch hoffentlich nicht, dass andere sich ausgerechnet an diesem antiquierten Familienbild ein Beispiel nehmen?

Hand aufs Herz

Nachdem so viele Deutsche ihre Liebe zum eigenen Land entdeckt haben, so manches Händchen beim Absingen der Nationalhymne pathetisch auf die linke Brust gepresst wurde, dürfen Finanzämter in den nächsten Monaten doch sicher mit Nachzahlungen in Millionenhöhe rechnen? Vereine und soziale Einrichtungen mit tausendfachen Angeboten, ehrenamtliche Tätigkeiten zu übernehmen? Bettler in den Fußgängerzonen deutscher Großstädte mit ein paar Euros mehr in ihren Pappbechern? Sozialämter mit Rückzahlungen? Und Arbeitslose mit Jobs in Unternehmen, deren Chefs sich auf ihre gesellschaftliche Verantwortung besonnen haben, auch wenn es ein bisschen Rendite kostet?