Kleine Freuden

Mir fällt gerade kein Grund ein, außerordentlich nervös zu sein, trotzdem zuckt seit einigen Tagen mein rechtes Augenlid wieder. Das macht es sonst eher in Zeiten von übermäßigem Stress. (Außer mir nimmt das kein Mensch wahr, was eigentlich schade ist, denn es sieht so aus, als würden meine Wimpern Cancan tanzen.) Diesmal verstehe ich es einfach mal als Ausdruck von (Vor-)Freude: Der erlebnisreichen Hamburg-Visite folgt demnächst ein Wochenende in Berlin und anschließend einige Tage Abenteuerurlaub: Eine Frau, ein Fahrrad, 350 Kilometer Strecke und eine anhaltend frische Brise aus Nordwest Südost.

Beim Mittagessen teilte Kollege O. mir gestern mit, dass Arbeit entgegen landläufiger Auffassung nicht Spaß machen müsse. Nein, nicht einmal Spaß machen könne, wie er bei brand eins gehört habe. Das hat eine gewisse Logik, denn so viele spaßige Jobs wie Spaß-am-Job-haben-Wollende gibt es ja gar nicht. Wir einigten uns darauf, dass Arbeit, wenn man denn überhaupt eine habe und welche auch immer das sei, zumindest leicht fallen, also den eigenen Stärken entsprechen sollte. Wenn nebenbei ein bisschen Spaß abfällt – umso besser.

Bitte von Bord gehen zu dürfen

Die Königin liegt im Dock – seit einigen Stunden bereits, und gegen 2 Uhr früh haben auch die Passagiere der MIR den Seelenverkäufer an den Landungsbrücken verlassen dürfen – etwa ein Drittel davon sturzbetrunken, ein weiteres Drittel schimpfend und fluchend. Wir gehören zum letzten Drittel, das weder blau noch sauer war, sondern eher amüsiert über das, was uns auf der MIR widerfahren ist.

Denn alle Widrigkeiten waren wert, was wir erleben durften: Irgendwo bei Blankenese tauchte sie plötzlich an unserer Backbordseite auf, die Queen Mary 2 – ein Schiff wie ein Haus. Riesengroß schwebte sie an uns vorbei, winzig klein ein paar Menschen an der Reeling, die uns winkten, bevor wir von dem Signalhorn Ihrer Hoheit fast von Deck geblasen wurden.

Ein kleiner Moment für die Seefahrt, gewiss – aber ein großer Augenblick für die Dame neben uns, die im August mit der Queen Mary 2 auf große Fahrt geht und uns aufs Bullauge genau skizzieren konnte, wo ihre Kabine liegen wird. Und unvergesslich auch für uns.

Der Königin hinterher

Vor gut anderthalb Stunden passierte uns die Queen Mary 2 – seither dümpelt unser Schiff, nachdem beim Wenden eine Schleppleine gerissen ist, im Schneckentempo hinterher Richtung Hamburger Hafen. Im Minutentakt überholen uns zu Diskotheken umfunktionierte Ausflugsschiffe, und wir haben das starke Gefühl, auf dem falschen Dampfer zu sein… :) Irgendwo dort vorne, wo die Lichter brennen und Jubel aufbrandet, empfängt Hamburg die QM 2. Und noch immer ist unklar, ob der Wasserstand reicht, damit sie heute Nacht noch eindocken kann.

Der Königin entgegen

Wir sind an Bord der MIR, eines russischen Segelschulschiffs, und schippern gerade die Elbe runter, um die Queen Mary 2 abzuholen und in den Hamburger Hafen zu begleiten. Die blutjungen Matrosen und das offenkundig harte Gesöff, das hier ausgeschenkt wird, lassen das Ganze ziemlich abenteuerlich wirken. Sind etwa auf Höhe von Blankenese, und der Kapitän behauptet, die QM 2 käme in einer guten halben Stunde in Sichtweite. Ich schicke ein paar Handyfotos an Flickr und hoffe, das Licht reicht. Ahoi soweit!

Ansprüche

Man kann es auch positiv sehen: Internetnutzer sind eben anspruchsvoll. Sie wollen alles, sie wollen es sofort, sie wollen es maßgeschneidert, sie wollen es auf ewig und ohne den geringsten eigenen Aufwand.

Nur eins wollen sie (fast) nie: Dafür bezahlen.

www.fr-online.de

Heute ist es soweit. Nach Monaten (manche würden sagen: Jahren) der Vorbereitung relauncht der Online-Auftritt der Frankfurter Rundschau. Noch halten wir die Luft an, hoffen, dass Trilliarden Nervenzellen sind nicht ganz umsonst verlustig gegangen sind, und trinken uns ein Radler, bevor wir die Linkleichen bergen gehen. Rechtzeitig zum Switch ist es übrigens endlich gelungen, die Domain www.fr-online.de zu erwerben. Das mit dem fr-aktuell.de setzte einen immer so… unter Druck! ;-)